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Günter Kollmann 93-jährig verstorben

Aktualisiert: 8. Juni 2020


Günter Kollmann beim Weinabend



Im vergangenen Sommer hatte er noch noch seinen 93. Geburtstag in einem noblen Restaurant eines Romantik-Hotels in der Nähe von Überlingen gefeiert. Günter Kollmann war gut drauf. Noch immer pflegte der einstige Sportchef des Frankfurter dpa-Büros ganz allein seine zwanzig Jahre jüngere kranke Frau und führte den Haushalt. „Zwischen den Jahren“ haben wir noch telefoniert. Seine Frau sagte, Günter schwächele, sei immer müde und schlafe. Dennoch hat er zurückgerufen und wir haben geplaudert. Zu Beginn des neuen Jahres habe er einen Arzttermin. Silvester kam er ins Krankenhaus. Dort ist Günter Kollmann am 13. Januar 2020 für immer eingeschlafen.



Günter Kollmann war Agentur-Vollprofi, der zu den Gründervätern der Deutschen Presse-Agentur 1949 zählte. Schon bei deren Vorgänger, der von den amerikanischen Besatzern gegründeten DENA (Deutsche Nachrichtenagentur) in Bad Nauheim, hatte der junge Frankfurter einen Job. Anfangs als Copy-Boy, dann als Übersetzer, nachdem Kollmann aus anderthalbjähriger britischer Kriegsgefangenschaft in Antwerpen geflohen war und sich ohne Papiere bis Bad Nauheim durchgeschlagen hatte. Bis zur Rente war der Redakteur der ersten Stunde der dpa treu geblieben. Kollmann war ein pflichtbewusster und zuverlässiger Allrounder, der von sechs Olympischen Spielen berichtet hat. Motorsport war seine Spezialdisziplin.


Mit seinem „Moustache“, mit einer Gauloise im Mundwinkel, mit seinem natürlichen Charme kam die lebenslustige Frohnatur wie ein französischer Bohemien daher, der als Schlagzeuger den Jazz über alles liebte. Der „hundertprozentige“ Frankfurter genoss die Ebbelwoi-Geselligkeit in Sachsenhausen und Seckbach, spielte in der Frankfurter Presse-Mannschaft den robusten Stopper oder den tollkühnen Torwart. Was ihm am Lebensabend fehlte, war Frankfurt.


Mit dem Tod Günter Kollmanns endete die längste und innigste Freundschaft meines Lebens. Er war 24 Jahre alt und Sportreporter, ich war 12 und Autogrammjäger, als wir uns kennenlernten.


Hartmut Scherzer

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