Eine Institution - Zum 80. Geburtstag des großen Fußball-Reporters Roland Zorn
- jochenguenther
- vor 14 Minuten
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Wie viele Fußballspiele Roland Zorn wohl gesehen hat, live im Stadion natürlich? Die Zahl wird deutlich vierstellig sein, was angesichts seiner immer noch beachtlichen Schlagzahl nicht allzu gewagt geschätzt ist. Doch unter all diesen Partien sticht ein noch ganz aktuelles Erlebnis weit hinaus. Zwar weiß Roland natürlich genau, dass im Fußball, den er in einer Redaktionskonferenz einmal als das unwägbarste aller Spiele bezeichnete, immer alles möglich ist - aber dies schien nun wirklich unmöglich. Tatsächlich aber stand die Bielefelder Arminia am 24. Mai im Berliner Olympiastadion im Pokalfinale und hatte damit jede Erwartung weit übertroffen. Selbst die von Roland.
Die Arminia - ständiger Wegbegleiter
Die Arminia hat schließlich immer eine besondere Rolle in seinem Leben gespielt. In Bielefeld ist er aufgewachsen, der Fehler mit dem Geburtsort Trier war schnell mit dem Umzug nach Ostwestfalen korrigiert worden. Und da die Arminia in Bielefeld mit ihren vielen Höhen und Tiefen schon immer die dominierende Rolle spielt, wurde sie auch zu Rolands ständigem Wegbegleiter. Sei es als Jugendtorwart, sei es als Wirt einer bezaubernden Altstadtkneipe - sei es als Starthilfe zu einer bemerkenswerten Laufbahn.
Der Aufstieg der Arminia in die Fußball-Bundesliga im Sommer 1978 - einer von vielen Auf- und wieder Abstiegen, wie wir alle wissen - führte zur freien Mitarbeiterschaft in der Frankfurter Allgemeinen. Die Arminia kam und ging danach in der Fußball-Bundesliga ein und aus, avancierte zu einer Fahrstuhlmannschaft, die man oft abschreiben musste und die dennoch beharrlich wieder auftauchte. Roland wiederum tauchte nie wieder ab - er wechselte 1979 komplett nach Frankfurt und wurde später als Fußballchef der F.A.Z. zu einer Institution. Seiner Leidenschaft hatte er freien Lauf lassen können - erst recht, als die Spieltage der Bundesliga von Freitag bis Sonntag gestreckt wurden und aus nur einem Europapokal-Termin am Mittwoch endlich drei von Dienstag bis Donnerstag wurden. Zu verschmerzen war da für einen wie ihn, dass das montägliche Zweitligaspiel der Woche irgendwann doch wieder eingestellt wurde.
Leidenschaftlicher Fußballchef der F.A.Z. - und treue Seele
Der Montag wurde so aber zum festen Termin, um die Wäsche zu holen aus der Reinigung in Offenbach, der er die Treue hielt, auch wenn er einst schnell die Vorteile von Frankfurt-Sachsenhausen erkannt und den Wohnort gewechselt hatte. Schließlich ist er eine treue Seele - wer oder was einmal sein Vertrauen erworben hat, kann sich auf ihn verlassen.
Natürlich hat auch die Verbundenheit zu Bielefeld nicht abgenommen, sondern nach seinem altersbedingten Ausscheiden im Jahr 2011 aus der F.A.Z.-Redaktion (das als Ruhestand zu bezeichnen, wäre ein ziemlich in die Irre führender Begriff) wieder zugenommen. Er ist in Wohnungen in der Nähe der Bielefelder Altstadt und in Frankfurt-Sachsenhausen zu Hause, was angesichts der vielen Möglichkeiten an beiden Plätzen für den passionierten Restaurant-Besucher ideale Standorte sind. Eigene Kochversuche während der Coronazeit endeten erwartungsgemäß nur mit mäßigem Erfolg, sorgten im näheren Umfeld aber doch für große Heiterkeit. Wirklich zuhause bleibt er aber natürlich auf den vielen Fußballplätzen. Nach dem Aufstieg der Arminia in die Zweite Liga hängt er „noch einmal“ ein Jährchen als freier Mitarbeiter dran, aber bei der Arminia und bei Roland ist ja immer alles möglich. An diesem Freitag, den 25. Juli, wird er unglaubliche 80 Jahre alt.
Peter Penders
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