Eine prägende Figur des deutschen Sportjournalismus - Zum 85. Geburtstag von Steffen Haffner
- jochenguenther
- vor 10 Stunden
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Vor 22 Jahren ist Steffen Haffner, der am 28. Dezember 85 Jahre alt wird, als Leiter der Sportredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ausgeschieden. Seither hat sich die Medienwelt durch digitale Revolutionen, von IPhone über Social Media bis KI, schneller gedreht als je zuvor.
22 Jahre lang konnte der Autor dieser Zeilen mit und für Steffen Haffner arbeiten. Er war Chef, Mentor, Förderer, Motivator für zahllose junge Reporterinnen und Reporter, Redakteurinnen und Redakteure – und zählt auch gerade deshalb zu den prägenden Figuren des deutschen Sportjournalismus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Seit 1963 bei der FAZ
Durchbruch des Sportteils 1972
1940 im schlesischen Liegnitz geboren, kam Haffner mit seiner Familie gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Vertriebener zunächst nach Mitteldeutschland und lebte seit 1955 in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur 1961, Wehrdienst und einem begonnenen Studium trat er am 1. Dezember 1963 in die damals noch kleine Sportredaktion der FAZ ein. Gemeinsam mit Karlheinz Vogel baute er den Sportteil systematisch aus. Der Durchbruch gelang 1972 mit der Berichterstattung über die Olympischen Spiele in München, die neue inhaltliche und gestalterische Maßstäbe setzte.
Von 1980 bis 2003 als Sportchef ein Teamkapitän,
der mit Bedacht und Empathie lenkte
1980 übernahm Haffner die Leitung der Sportredaktion und führte sie bis Ende 2003. In dieser Zeit wurde das Ressort mehrmals ausgezeichnet, Haffner selbst erhielt viermal den Titel „Sportjournalist des Jahres“. Er verstand die Rolle des Ressortleiters weniger als die eines exponierten Autors, denn als die eines Teamkapitäns, der große Fachkompetenz, erzählerische Qualität und publizistische Distanz zu den Akteuren des Sports verband. Er lenkte sein Team mit Bedacht und Empathie. Begeisterung für Sportereignisse kam nie zu kurz, aber sie führte nicht zur Kumpanei mit Personen, Vereinen oder Verbänden.
Zu seinen Schwerpunkten zählten Olympische Spiele (mit Wegmarken 1972 in München und 1980 in Moskau), Sportpolitik, Sportgeschichte sowie das Verhältnis von Sport und Medien. Für seine Verdienste wurde Haffner mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.
"Gedruckte Zeitungen wird es
nicht mehr lange geben"
Nach seinem selbst bestimmten, vorzeitigen Ausscheiden als Ressortleiter (um in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für jüngere Kollegen eine Bleibe-Perspektive zu schaffen) blieb er publizistisch aktiv, schrieb für Fachzeitschriften und veröffentlichte auch noch Beiträge in der FAZ. „Seine“ frühere Redaktion (heute in der Verantwortung von Anno Hecker) macht ihm als Leser nach wie vor Freude, gleichwohl ist Haffner bewusst: „Gedruckte Zeitungen wird es nicht mehr lange geben.“ Noch verbindet ihn die Zeitung auf Papier Tag für Tag mit der Sportwelt; im Morgenmagazin von ARD/ZDF verschafft er sich einen ersten Überblick, bevor er dann gezielt Liveübertragungen verfolgt, wie jüngst der Handball-Frauen.
Sport heißt für ihn auch – selber machen, um beweglich zu bleiben. Zweimal in der Woche geht es ins Fitnessstudio (mit dem schönen Namen „Optimum“), Spaziergänge und Schach tun ein Übriges, um körperlich und geistig auf der Höhe zu bleiben.
Bis heute verfolgt Steffen Haffner die Entwicklungen des internationalen Sports mit analytischem Interesse und kritischem Blick – eine Haltung, die sein journalistisches Wirken geprägt hat. Bei regelmäßigen Treffen mit sportlichen und journalistischen Wegbegleitern aus den vielen zurückliegenden Jahrzehnten bekommt er weiter Impulse und Inspiration.
Der 85. wird im engeren Familienkreis gefeiert. Herzliche Glückwünsche.
Jörg Hahn




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