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Trauer um den Fotografen Hans Krutsch

Mit der Fußball-Nationalmannschaft in der ganzen Welt unterwegs

Der Verein Frankfurter Sportpresse trauert um den Fotografen Hans Krutsch, der am 13. März dieses Jahres nach kurzer schwerer Krankheit gestorben ist. Wir nehmen Abschied von einem großartigen Fotografen und Journalisten, der an vielen Schauplätzen in der ganzen Welt seine Arbeit geleistet hat, aber auch die Sportereignisse in der Region zu schätzen wusste. Wir trauern um einen lieben Kollegen und Freund.


Hans Krutsch war als Fotograf bei vielen großen Sportereignissen in der ganzen Welt unterwegs. Zum Beispiel mit der Fußball-Nationalmannschaft mit Beckenbauer, Maier, Müller, Netzer und vor allem Helmut Schön, mit dem ihn eine Hassliebe verband. „Sie schon wieder, Herr Krutsch.“ Aber Hans konnte auch vortrefflich Helmut Schöns typische Redensart und Gestik nachahmen. Ein großartiger Fotograf, ein wunderbarer Kollege - und eben ein Schalk, den ich fast fünf Jahrzehnte kannte und schätze.


Die Sportredaktion der Neuen Presse, 16 Jahre meine journalistische Heimat, war im dritten Stock im Verlagshaus in der Frankenallee in Frankfurt untergebracht, die Bild-Redaktion ein Stock tiefer. Dort half ich über viele Jahre samstags bei der Produktion der Bild am Sonntag und traf den quirligen, stets fröhlichen Fotografen Hans Krutsch. Es gab etwas zu erzählen, es war immer lustig.


Ich will aber unseren früheren Vorsitzenden Werner Ebert weiter erzählen lassen, der über Hans Krutsch, mit dem er in der Bild-Redaktion zusammengearbeitet hat, zu dessen 80. Geburtstag, Folgendes geschrieben hat: „Den Sport beobachtet er natürlich immer noch genau, alles was Eintracht, Kickers und Lautern angeht. Nur fotografieren tut er fast gar nicht mehr. Dabei war er als Fotograf schon etwas Besonderes: Er hat gespürt, wann er abdrücken sollte. Er hat keine Fotos abgeliefert, auf denen der Ball nachträglich eingeklebt war. Und er hat immer die richtigen, die wichtigen Personen geknipst, knipsen dürfen, weil er lachen oder lächeln konnte, um mit jedem gleich in Kontakt zu kommen. Das war seine zweite große Stärke: Ob Möbelhändler, Fleischfabrikant oder Platzwart - Hans verstand sich sofort mit jedem. Manchmal erhielt er so Informationen, um die sich die Texter vergeblich bemüht hatten.“ Soweit das Zitat von Werner Ebert.


Bevor Werner Bremser Hans Krutsch für den Sport anwarb, war der als Lokalfotograf schon gut eingeführt. Da fotografierte er die Prominenten, die nach Frankfurt kamen: Ibn Saud, Albert Schweitzer, Karl Abraham, Wernher von Braun, die Callas, die spanische Königin und den König von Jordanien, und selbst Pius XII, aber den selbstverständlich im Rom. Und das alles ohne richtige Ausbildung.


Stefan Krutsch, der von dem Papa das Fotografen-Handwerk erlernt hat und durch eine strenge Schule ging, schilderte in der würdigen Trauerfeier auf dem Bornheimer Friedhof eindrucksvoll den Lebensweg seines Vaters. Er erinnerte daran, dass Hans Krutsch mit zwölf Jahren zusammen mit seiner Mutter den Bauernhof im Banat bewirtschaften musste, da der Vater zum Militär eingezogen wurde. Mit gerade einmal 17 Jahren wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und kurze Zeit später mit anderen gleichaltrigen Jugendlichen an die Ostfront geschickt. Wie viele Kriegsteilnehmer seiner Generation habe Hans Krutsch Dinge erleben müssen, die so schlimm waren, dass er später kein Wort darüber verlieren wollte. Stefan Krutsch schilderte, wie sein Vater mittellos nach Frankfurt kam, eine Ausbildung zum Kfz-Elektriker bei Mercedes Benz absolvierte, in diesem Beruf arbeitete und dazu noch als Vertreter von Haushaltsmixer unterwegs war und am Wochenende fotografierte, um die Familie in schweren Zeiten über die Runden zu bringen.

Stefan Krutsch berichtete von den Begegnungen seines Vaters mit Sportgrößen wie dem Boxer Max Schmeling, dem Eiskunstlaufpaar Kilius/Bäumler und den „Helden von Bern“. Einer der beruflichen Höhepunkte waren für Hans Krutsch die Reisen mit der Fußball-Nationalmannschaft um die ganze Welt und besonders die Fußball-Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko, die mit einer Festanstellung bei Springer belohnt wurde. Dazu sagte Stefan Krutsch in seiner Rede: „Unvergessen ist unser langjähriger, sportbegeisterter Postbote, der mit ausgestrecktem Arm eine Postkarte aus Mexico in der Luft hielt und noch weit von unserem Haus entfernt laut rief: ´Post vom Hans aus Mexico´ – und weiter, unter strenger Geheimhaltung des Postgeheimnisses, laut ergänzte ´mit allen Unterschriften der Nationalspieler´.


Hans Krutsch

Viele Jahre war Hans Kutsch mit seiner Frau Anne regelmäßig dabei, wenn der Verein Frankfurter Sportpresse einlud. Aber nach dem Umzug in den Markt Weilbach und später in die Senioren-Residenz in Miltenberg wurden die Begegnungen rarer. In Miltenberg genoss Hans Krutsch seinen Lebensabend und freute sich über die zwei Kinder und die Enkel.

Der Verein Frankfurter Sportpresse wird Hans Krutsch ein ehrendes Andenken bewahren, und ich bin stolz, dass ich ihn als einen väterlichen Freund bezeichnen darf.

Walter Mirwald

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