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Trauer um Wolfgang Avenarius


Der Verein Frankfurter Sportpresse trauert um Wolfgang Avenarius, der im Alter von 85 Jahren gestorben ist. In den letzten Jahren ist es still geworden um den einst so quirligen und kontaktfreudigen Kollegen. Seine Krankheit ließ es nicht mehr zu, seine Lebenssituation so zu regeln, wie er es früher konnte. Dabei war er bis zu seinem 80. Geburtstag und auch einige Zeit danach sportlich unterwegs und spielte drei bis vier Mal in der Woche Fußball in verschiedenen Gruppen

Das Beispiel Wolfgang Avenarius zeigt, dass ein guter Sportler oft auch schnell zu einem guten Sportjournalisten wird. Auf einmal war der gebürtige Frankfurter, der für Weiß-Blau im Zehnkampf gestartet ist und die 100 Meter in 10,9 Sekunden lief, aber auch beim TV Niederrad Handball spielte – bis zur Hessen-Auswahl – mittendrin. Beim Hessischen Rundfunk hat er das Geschäft von der Pike auf gelernt.

Er war zunächst der Mann für alles. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Moderation der Sportschau, Berichterstattung von Olympischen Spielen, beispielsweise mit der Reportage über den Goldmedaillengewinn des Judoka Frank Wienecke 1984 in Los Angeles. Spezialisierung auf Tanzen, Motorsport, Leichtathletik und ein paar weitere Schwerpunkte, zweimal das Super-Bowl-Finale für die ARD übertragen, eine Drei-Stunden-Dokumentation über die Eintracht gedreht oder 100 Jahre Festhalle eindrucksvoll dargestellt, drei Filmpreise gewonnen. Und am Ende die Bilanz: Alle Erdteile bereist, hundert Länder gesehen. Das ist schon was.

„Ave“ konnte viel erzählen. Von der Haifischjagd am Barrier Reef bei Australien, über die er einen Film machte. Aber auch von der Rennstrecke in Spa, auf der sein Freund Stefan Bellof tödlich verunglückte, gerade dann, als Wolfgang Avenarius ein Porträt überden talentierten Gießener drehte. „Da war ich fix und fertig und wollte über Jahre vom Motorsport nichts mehr wissen“, erinnerte sich damals der Journalist, der nach 16 Jahren HR und der anschließenden Zeit als Leiter der Fernseh-Sportredaktion von FAZ und RTL noch lange Zeit regelmäßig mit Kommentaren in Zeitungen seine Sicht zu einer Welt des Sports darstellte, die er oft nicht mehr verstehen konnte.

Wolfgang Avenarius hat im Jahr 2011 für den Verein Frankfurter Sportpresse den wunderschönen Film „30 Jahre Sportpresse-Ball“ gedreht, der auch im Hessischen Fernsehen gezeigt wurde. Und wenn ihn das Weltgeschehen oder auch Dinge des Alltags packen, sagte er immer wieder: „Dazu schreibe ich einen Kommentar.“ Dazu kam es in letzter Zeit nicht mehr. Die Krankheit hatte ihn gefangen. Der Verein Frankfurter Sportpresse wird Wolfgang Avenarius ein ehrendes Andenken bewahren.

Walter Mirwald

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