Evangelische Akademie Frankfurt beschäftigt sich mit Fußball-Weltmeisterschaft in Katar
Wer von Katar redet, darf von Frankfurt nicht schweigen. Natürlich lassen sich der derzeit im Blickpunkt stehende Wüstenstaat am Persischen Golf und die heimische Finanzmetropole nicht einfach so auf einen Nenner bringen. Aber nicht nur Fußball-Kenner wissen, dass das nächste Großereignis dieser Sportart nach der Weltmeisterschaft auf der arabischen Halbinsel die Europameisterschaft 2024 in Deutschland sein wird. Mit der Arena im Frankfurter Stadtwald als Austragungsort. So war Lokalkolorit vorhanden, als die Evangelische Akademie in Frankfurt kurz vor dem Auftakt der Welttitelkämpfe zur Hybrid-Veranstaltung „Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit. Zur WM im Advent“ geladen hatte.
Deshalb kam die Aussage von Martina Knief „Man muss auch immer vor der eigenen Haustür kehren“ nicht von ungefähr. Die Sportreporterin des Hessischen Rundfunks (und Vorsitzende des Vereins Frankfurter Sportpresse) ist stolz, eine der acht deutschen Radiostimmen zu sein, die live aus den Stadien Katars berichten. Dazu war noch Dr. Thorsten Latzel als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und als Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefragt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte erst am Abend vorher mitgeteilt, niemand auf den Römerberg schicken zu können. Geleitet wurde die Gesprächsrunde von Eugen Eckert, dem Stadionpfarrer im Deutsche Bank Park, und von Hanna-Lena Heuser, der kommissarischen Direktorin der Akademie.
Vor ihrem tags darauf anberaumten Abflug zum Dienstantritt in Katar hatte Martina Knief nicht nur ein profundes Briefing durch die ARD im Gepäck, sondern auch etliche Fragen, die mittlerweile vielleicht schon vor Ort beantwortet werden. Aber erst einmal bekannte die erfahrene Reporterin, dass sie sich freue. Denn sie dürfe „erstmals live von einer WM berichten“. Sie sagte aber auch, dass sie andere Gedanken mitnehme als bei den vorhergehenden Weltmeisterschaften. Einige Ungewissheit ob der noch nicht absehbaren Arbeitsbedingungen schwang auch mit. „Was dürfen wir berichten? Das müssen wir erst einmal sehen.“ Denn Pressefreiheit zähle ja nicht zu den positiven Errungenschaften in Katar.
Knief bekundete, „alle Seiten zu beleuchten“, wenn sie vor Ort arbeite. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, mit unseren Maßstäben zu messen.“ Von den Fußballern selbst erwartete sie dabei nicht viel. Die sollten gut spielen und sich gesund ernähren. „Sie müsse nicht bei jedem Interview den Finger heben.“ Es werde aber interessant sein zu beobachten, „wie sich die Funktionäre verhalten“. Dabei brach die Journalistin eine Lanze für den DFB. Es habe sich viel getan, seit Bernd Neuendorf Präsident sei, auch beim Thema Katar.
Eine spannende Frage wird Martina Knief erst nach ihrer Rückkehr und dem Ende der WM beantwortet bekommen. „Was wird ab dem 19. Dezember sein?“ Ihre Skepsis begründete sie auch mit dem Blick auf die Frauen-Nationalmannschaft in Katar, die seinerzeit von der Frankfurterin Monika Staab trainiert worden war. Als die umstrittene Vergabe der WM unter Dach und Fach gewesen sei, „wurde die Mannschaft wieder aufgelöst“.
Kirchenvertreter Thorsten Latzel rief nicht zum Boykott der Spiele und der Fernsehübertragungen auf, verwies aber auf den „kritischen Blick“, mit dem solche Sport-Großereignisse begleitet würden. Deshalb habe er auch mit anderen Vertretern der EKD einen Brief an den DFB geschrieben und gebeten, ein Augenmerk auf die Situation der Menschenrechte zu haben. Etwa bei Gesprächen mit dem Weltfußballverband Fifa. Für die christlichen Kirchen sei es neben den vielfach erwähnten Kritikpunkten eine „hochproblematische WM“, schon allein mit dem Beginn am Ewigkeitssonntag und der Gleichzeitigkeit mit der Adventszeit. Zudem sprächen sich viele Proteste dafür aus, im Sport wieder stärker die sportlichen Interessen in den Mittelpunkt zu rücken. „Wir müssen wieder rauskommen aus der Überkommerzialisierung!“
Man muss kein Prophet sein, um erahnen zu können, dass diese Thematik auch in 19 Monaten bei der Fußball-EM in Frankfurt auf der Tagesordnung stehen wird.
Albert Mehl
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