„Tennis is coming home“ – dieses Mal wirklich. Mit zwölf Monaten Verzögerung.
Mit dem lang ersehnten Wimbledon-Flair im Kurpark, der Heimat der Bad Homburg Open (20. bis 26. Juni 2021). Der von Beginn an breite Zuspruch für das langfristig angelegte Projekt hat die Veranstalter auch während der schwierigen Corona-Pandemie und nach der Verschiebung der Premiere 2020 an ihrer Mission von Weltklasse-Rasentennis an historischer Stätte festhalten lassen.
1876 - und damit ein Jahr vor den ersten Championships in Wimbledon - war im Bad Homburger Kurpark der erste Tennis-Court auf dem europäischen Festland errichtet worden. Von britischen Kurgästen. Das mit Kalklinien markierte Spielfeld hatte damals noch eine „Taille“, ähnlich dem Querschnitt einer Sanduhr. Zwei Stangen dienten als provisorische Befestigung für das Netz. Die Herren traten standesgemäß in schicken weißen Anzügen und Hemden mit Stehkragen an, die Damen griffen in langen Kleidern mit Schnürleib und mit Florentinerhüten als Kopfbedeckung zum Holzracket.
Eine gefühlte Ewigkeit später werden nun Angelique Kerber, Petra Kvitova, Andrea Petkovic, Laura Siegemund & Kolleginnen für große Momente in idyllischer Atmosphäre sorgen. Die dreimalige Grand-Slam-Gewinnerin Kerber, Wimbledonsiegerin von 2018, fungiert bei der neuen WTA 250-Veranstaltung nicht nur als Zugpferd, sondern auch als Turnierbotschafterin. Nach dem Ende ihrer aktiven Karriere wird die 33-Jährige dann den Turnierdirektorinnenposten der Bad Homburg Open presented by Engel & Völkers übernehmen. Ihre Agentur „AK Management“ ist neben „Perfect Match“ einer der beiden Veranstalter des Events, das bei seiner Premiere eine Dotierung von 235.238 Dollar vorweisen kann. In der Vorbereitung hatte Kerber unter anderem an einem Workshop des Organisationsteams teilgenommen und sich immer wieder mit Ideen eingebracht.
„Unser Ziel ist es, dieses Turnier in den nächsten Jahren zu einem Highlight für Tennisfans werden zu lassen“, sagte Angelique Kerber und meinte mit Blick auf die herausfordernde Corona-Krise: „Gesellschaftlich gibt es aktuell natürlich andere Prioritäten, und der Sport steht gewiss an zweiter Stelle. Aber es ist auch ein Schritt zurück zur Normalität, solange die Sicherheit aller gewährleistet ist.“ Die Zuschauer-Kapazität ist in diesem Jahr wegen der Pandemie stark beschränkt.
Dank der fortwährenden Unterstützung der Partner wie der Stadt Bad Homburg, dem Land Hessen sowie der Mitglieder des TC Bad Homburg und der Homburger TG sei es gelungen, „eine große Portion Enthusiasmus“ mit in die Planungen zu nehmen, so Kerber-Manager Thron weiter. Mit Rat und Tat steht der altehrwürdige All England Lawn Tennis and Croquet Clubs (AELTC) den Bad Homburger Veranstaltern zur Seite. Die Grassamen für die Courts beispielsweise (drei Matchcourts beim TC Bad Homburg und drei Trainingscourts bei der Homburger TG) wurden von der Insel importiert. Der Greenkeeper aus Wimbledon hat auch jetzt noch stets ein wachendes Auge über die Rasenplätze in der Hochtaunuskreis-Stadt vor den Toren Frankfurts. Kein Wunder, denn die „BHO“ dienen als Generalprobe für den Grand-Slam-Klassiker in London, der am 28. Juni beginnt. Die Road to Wimbledon führt sozusagen über Bad Homburg.
Im Juli vergangenen Jahres gab es bereits einen Vorgeschmack auf die große Rasen-Premiere 2021. Ein Hauch von Wimbledon wehte an diesem denkwürdigen Tag durch den Kurpark, als beim Opening Event der Centre Court offiziell eingeweiht wurde. Kerber gewann dabei exakt zwei Jahre nach ihrem Wimbledoncoup ein Mixed an der Seite von Fed-Cup-Teamchef Rainer Schüttler gegen Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann und Mara Guth. Die 17-jährige Guth, die als eines der größten deutschen Tennistalente gilt, ist im Usinger Stadtteil Merzhausen zu Hause.
„Die tolle Atmosphäre im Allgemeinen und dieser wunderschön angelegte Court im Speziellen haben die Vorfreude auf das Turnier nochmal wachsen lassen“, betonte Kerber nach der Veranstaltung. Wohlwissend, dass auch der „Draht nach oben“ bereits steht. Kirchlichen Segen für den Rasencourt spendeten im Rahmen des Opening Events Werner Meuer (Pfarrei St. Marien Bad Homburg-Friedrichsdorf) sowie Hans-Joachim Wach (Erlöserkirche Bad Homburg).
ULRIKE WEINRICH
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